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Kanada 2015

Kanada 2015

Story

Als Motz und ich Mitte Jänner zum Eisklettern am Felber aufgebrochen sind, waren die Temperaturen bereits beim Rauffahren zweistellig. Wir mussten allerdings unterm Eisfall stehen um zu kapieren, dass es heute einfach zu warm war; bei der Rückfahrt hatte es satte +18°C in Matrei… also nichts wie hin ins Gasthaus. Nach zwei Bier schoss uns dann die Idee unseren Osttiroler Freund Gery, der in Kanada wohnt, zu kontaktieren um nach Eisverhältnissen zu fragen. Am Tag darauf bekamen wir die Antwort: durchwegs gut! Ein Telefonat später war der Flug nach Calgary schon gebucht. Eine Woche später ging die Reise los. Nach einigen Problemen mit dem Flug, kamen wir dann schlussendlich einen Tag später an und wir konnten es beinahe nicht fassen… es hatte +15°C… „Na ja, letztes Jahr war es zu kalt, dieses Jahr zu warm… mal schauen was die zwei Wochen bringen würden“. Wir wussten vom Guido, der mit einer ganzen Nordtiroler Truppe schon eine Woche hier zum Eisklettern war, dass der klassische „Nemesis“ (WI6) an der Stanley Headwall, die doch relativ hoch ist, gute Verhältnisse haben sollte und nahmen sie uns somit gleich am nächsten Tag vor.

teil und imposant, aber durch die milden Temperaturen doch etwas feucht, bot uns dieser Eisfall einen super Start in die nächsten zwei Wochen. Beim Weg dorthin konnten wir die weiteren Linien an der Stanley Headwall genauer unter die Lupe nehmen und obwohl viele der bekannten Eis- und Mixedrouten zu wenig Eis hatten, war die eine oder andere Linie vielleicht für eine Überraschung gut. Am Tag darauf konnten wir mit Gery und Frank mit nach Field fahren und kletterten dort die wunderschönen  und schon etwas ausgepickelten sogenannten Bierfälle „Carlsberg“ (WI6), „Kronenbourg“ (WI6 M6), „Pilsner Pillar“ (WI6) und die erste Länge von Gery’s Mixedlinie „Traditional Ale“ (M7 WI5), ein richtig voller Tag.

Die Temperaturen wurden zu unserer Freude immer kühler und das Wetter schien gut zu bleibem, somit fiel für uns die Entscheidung nochmals zur Stanley Headwall zu gehen und eine der Huptlinen, die „French Reality“ (M5, WI6+) zu probieren. Eine sehr steile Querung, die bei ungünstigen Verhältnissen richtig gefährlich sein kann, führt zu den Einstiegen dieses Sektors. Nach einer kurzen Mixedlänge, folgt ein genial zu kletternder langer Kamin, der zu den steilen Mushrooms führt. Bis hierher war bereits eine Seilschaft am Tag davor gewesen und dann nach links gequert um die Verbindung „French Roast“ zu klettern. Wir ließen uns aber nicht verleiten und kletterten in die Cruxlänge der Frech Reality weiter. Steiles Eis, das nach oben hin immer besser abzusichern und fetter wurde führte uns dann bis zur „Quelle“ des Eisfalles – eine 3×3 Meter flache Eisgolle. Geil! Genauso hatten wir uns einen Eisklettertrip vorgestellt!

Am Abend, doch etwas angeschlagen von den drei Klettertagen, erfuhren wir, dass Gery und Frank ins Waiporous fahren wollten um die Hydrophobia zu klettern und wir wussten genau die Chance nutzten zu müssen, da man dorthin nur mit einem sehr geländegängigem Fahrzeug hinkommt. Nach einer fünfstündigen Fahrt und einigen Verfahrern später, waren wir am „Parkplatz“ angelangt – Wälder und Wiesen in Mitten einer richtigen Wildnis, wie wir es in Europa gar nicht kennen. Nach der langen Fahrt, stand uns ein relativ kurzer Zustieg von 45 min vor. Wir wollten an diesem Tag die Mixedlinie „Cryophobia“ (M8 WI5+) probieren. Für uns eine sehr ungewöhnliche Linie, denn ca. 80% der 7 Längen waren rein Fels. Doch als wir mitten drin waren, machte es uns richtig Spaß, feine Risse für die Beile und Tropflöcher für den Monozack zum Steigen, anspruchsvoll aber gewaltig! Das ganze ist dann noch ein bisschen spannender geworden, als Motz in der dritten Länge sein Beil verlor. Nichtsdestotrotz kamen wir voran, zwar etwas langsamer, aber schafften es bis kurz vorm Ausstiegseis, als wir aus Zeitgründen doch  noch abseilen mussten. Dann konnten und mussten wir uns am nächsten Tag vor allem wegen den Bierchen am Abend und auch ein bisschen von der Kletterei  einen Rasttag nehmen.

Der Wetterbericht schien immer noch gut zu bleibem und so gings am Tag drauf wieder zur Stanley Headwall rauf. Diesmal wollten wir uns an  der „The Day after les Vacances de Monsieur Hulot“ (M7 WI6) versuchen. Dies war die erste Linie in diesem Sektor und verläuft zuerst über nach rechts führenden Risssysteme auf ein Band, danach gelangt man über einen Kamin zu den Ausstiegseislängen. Dadurch, dass es am Vortag etwas geschneit hatte, waren die Placements für Friends und co. in den den unteren Längen schwer zu erkennen. Auch die warmen Tage zuvor hatte ihres geleistet, denn die Risse waren oft mit einer dünnen Eisschicht überzogen. Trotzdem konnten wir unseren Spaß in diesem alpinen Mixedgelände finden und kamen zwar langsam aber dann doch immer höher. Alles in allem war es eine anspruchsvolle aber richtig coole und natürliche Linie in einer der steilsten Eis- und Mixedarenas die wir kennen!

Als wir am Abend mit unseren Tiroler Freunden zusammensaßen, fiel das „Ghost“ ins Gespräch und da sie ein Geländeauto ausgeliehen hatten, schloßen wir uns an. Unser Ziel war eigentlich der „Real Big Drip“, doch als wir nach 1,5 Stunden Fahrt auf den Aussichtshügel kamen, erkannten wir dass die Linie durch das fehlende Eis wahrscheinlich nicht kletterbar war. Somit wichen wir uns und nahmen uns den klassischen „The Sorcerer“ (WI5) vor. Nach einem langen Zustieg stiegen wir ein und es kam wie es kommen musste, denn in der leichtesten Länge des ganzen Eisklettertrips fiel ein richtig gscheider Eisbrocken auf Motz’s Helm. Daraufhin musste er sich das genauer anschauen lassen und so packten wir ab.

Nach einem Ruhetag und einiges an Kopfweh später, brachen wir in Richtung „Icefields Parkway“ auf, um noch ein paar von den letztjährigen ausständigen Linien zu probieren und unseren Freund Ken, beim Rampart Creek zu besuchen. Am Nachmittag stiegen wir noch zur „Happy Days“ (WI6) auf und konnten sie trotz zwei furchterregenden Rissen am oberen Ende der Säule klettern. Das Dachl nach der Säule, war dann eigentlich die Crux, wie es von unten den Anschein machte. Eine geile Linie, wie man sich eine steile Eislinie halt so vorstellt.

Da es für den übernächsten Tag Schneefälle geben sollte, zogen wir unseren Plan vor und am nächsten Morgen ging es in aller Frühe in Richtung „Rocket Man“ (M7+ WI5+). Als mittlerweilse schon fast Schneeschuhspezialisten, machte uns der zweieinhalbstündige Zustieg, dann gar nicht mehr so viel aus. Was uns aber schon beim Aufstieg beunruhigte war das Wetter, denn es schneite schon heute… Die Rocket Man ist laut Führer und den Begehern eine der geilsten Mehrseillängen Mixedtouren der Rockies in einer richtig wilden Umgebung, wo Seracs und steile Wände den Fall umgeben. Als wir beim Einstieg ankamen gingen bereits die ersten Spindrifts los. Wir stiegen trotzdem ein und kamen bis unter die erste steile Länge, allerdings schneite es nun immer kräftiger und die steilen Hängen über und unterm Fall ließen uns dann die doch harte Entscheidung treffen, die auf die erste Lawine zu warten um umzudrehen und ließen es hier gut sein.

Nun waren nur mehr zwei Tage von unserem Trip übrig und als bei der Rückfahrt nach Canmore eine nicht – geräumte Straße uns den halben Tag und ein paar Nerven kostete, brachen wir am letzten Tag für eine „fixe Sache“ auf, nämlich zu den Whiteman Falls. Nach einem relativ langem Zustieg (ca. 2 Stunden) kommt man am Ende einer richtigen Schlucht zu diesem äußerst ästhetischen Eisfall, der Whiteman Fall (WI6). Durch die wieder milden Temperaturen war er sehr nass und somit mussten wir über ein spannendes, etwas steileres Dachl drüberklettern, da wir die Neoprenanzüge diesmal nicht mit hatten… Die traditionell abgesicherte und sehr abwechslungsreiche Mixedroute „Red Man Soars“ (WI5 M6) befindet sich gleich nebenan und somit bot es sich super an, diese noch dranzuhängen.

Am Tag drauf war dann unser Retourflug angesagt – das Ende eines sehr abwechslungsreichen aber richtig geilen Eisklettertrip und wer weiss, vielleicht kommen wir ja wieder 

Zum Schluss möchten wir noch Gery und seine Familie danken, die uns wieder so nett in ihrem Haus aufgenommen und uns wertvolle Tipps gegeben haben!